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Sächsischer G3, lfd. Nr. 316 mit Bremse in Verbandsausführung

    Es geht weiter! Ende 2023 konnten wir unsere formneuen gedeckten Güterwagen der Gattung G3 / lfd. Nr. 316 in der grauen Farbgebung der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen ausliefern. Jetzt folgt die braunrote Ausführung nach den Vorschriften des Deutschen Staatsbahnwagenverbandes! Es erscheinen nicht einfach nur verschiedene Wagennummern, sondern drei voneinander deutlich verschiedene Varianten!

    Varianten:

    • Nr. 18012 im Zustand von 1915 bei uns
    • Nr. 15149 im Zustand ab 1919 bei uns
    • Nr. 16856 erneut als Benefizmodell für die ISEG

    Die lfd. Nr. 316 ist die mit Abstand wichtigste Wagenbauart der Gattung G3 der K.Sächs.Sts.E.B. (gedeckte Güterwagen mit 15t Ladegewicht). Sie wurde von 1893 bis vermutlich ca. 1910 gebaut. Anhand überlieferter Unterlagen schätzen wir, dass es um die 6000 Exemplare gegeben haben muss. Die Wagen entstanden über die Jahre mit leichten Abweichungen bei mehreren verschiedenen Herstellern. Die ungebremste Ausführung hatten wir bereits im Sortiment, doch zahlreiche Betriebsgefährdungen auf den modellbahntypischen Steigungen überzeugten uns, auch die gebremste Ausführung umzusetzen! Wir haben zusammen mit Hädl viel Geld in neue Spritzgussformen investiert, um dieses Modell umsetzen zu können!

    Wagennummer 18012 – der gewöhnliche Sonderling?

    Der Wagen mit Nummer 18012 wurde 1899 in Uerdingen gebaut. Er gehörte ursprünglich der Zittau-Reichenberger Eisenbahn, mitsamt welcher er erst 1905 von den K.Sächs.Sts.E.B. übernommen wurde. Es existiert ein Vorbildfoto seines Schwestermodells 18017, aufgenommen vermutlich 1915 oder 1916, welches uns als Vorlage für dieses besondere Modell diente. Wir haben bewusst eine leicht abweichende Nummer gewählt – nicht, dass noch ein Foto von 18017 mit lesbaren Revisionsdaten auftaucht und wir das falsche Datum gewählt haben! 😉

    Unsere Vorlage: Wagen 18017, aufgenommen vermutlich 1915 oder 1916. Bild aus Sammlung Nils Moh, wir danken sehr für die Genehmigung zur Wiedergabe!

    Teile der Anschriften sind in einer unüblichen Schriftart ausgeführt, ihre Positionierung völlig anders als zu erwarten gewesen wäre. Man erkennt deutlich, dass die Bretter mit den Anschriften unter der Wagennummer frischer gestrichen wurden als der Rest. Ob dies durch eine behelfsmäßige Ausbesserung im Krieg oder ein unübliches Vorgehen einer (nicht Sächsischen?) Werkstatt zustande kam ist nicht geklärt. Fest steht jedoch, dass vergleichbare Abweichungen an verschiedenen Wagen dokumentiert sind. Der Wagen ist somit (k)ein Sonderling, steht er doch exemplarisch für eine Zeit voller schnellebiger Veränderungen – für uns Grund genug, ihn in 1:120 zu zeigen! Dem Vorbild nach darf dieser Wagen sehr stark gealtert und ramponiert werden. Wer bekommt solch schöne Lack-Abplatzungen hin?

    Wagennummer 15149 – Sächsisch, aber nicht mehr königlich

    Dieser Wagen entstand 1898 bei Schumann in Werdau – einem der Hauptlieferanten Sächsischer Güterwagen! Revisionen mit Neuanstrich hätten demnach 1906 (nochmals grau) und 1914 (ab jetzt braunrot) erfolgen müssen. Wir haben uns entschieden, an diesem Wagen die Veränderungen darzustellen, welche in den Jahren nach dieser letzten Revision eingetreten sind.

    Bei vielen Wagen wurde das Ladegewicht von 15750kg auf 17500kg erhöht, um die Konstruktionen entsprechend ihrer tatsächlichen Belastbarkeit voll auslasten zu können. Nebst ergänzten Anschriften wurde dies durch ein kleines Kreuz unter den Ladegewichtszeichen kenntlich gemacht.

    Im Jahr 1918 muss unser Wagen einen Schaden an einem seiner Radsätze erlitten haben. Repariert wurde mit dem, was gerade verfügbar war – er bekam einen Scheibenradsatz eingesetzt. Der Anblick von Wagen mit gemischten Speichen- und Scheibenrädern war vor allem während und nach der großen Kriege keineswegs ungewöhnlich! Mit der Reparatur ging eine Neubestimmung des Wagengewichtes einher. Dafür wurde die alte Angabe rot überstrichen und eine neue angebracht – man beachte den kleinen, tatsächlich aufgedruckten Flicken am Modell!

    Als Ende 1918 der König abdankte, gingen Eisenbahner mit unterschiedlichem Eifer daran, die Symbole der Monarchie auch von den Wagen zu tilgen. Bei einigen Wagen wurden die Krone und das „K“ der „K.Sächs.Sts.E.B.“ recht zügig mit roter Farbe übermalt, andere warben auch einige Jahre später noch für die untergegangene Monarchie. Wir haben dem Wagen 15149 jedenfalls einige rote Flicken spendiert – so darf er sicher noch einige Jahre der gerade entstehenden DRG entgegen rollen!

    Unsere Liebe zum Detail setzt sich bis ins Kleinste fort. Dazu gehören Kreideanschriften auf den entsprechenden Tafeln ebenso wie der Umstand, dass sämtliche Änderungen selbst auf den winzigen Anschriften der Langträger noch umgesetzt wurden. Und diese sind sogar auf beiden Seiten verschieden!

    Wagennummer 16856 – eines der letzten Originale

    Aktuell sind uns nur drei mehr oder minder vollständige Exemplare sowie zwei Wagenkästen der lfd. Nr. 316 bekannt. Eines dieser letzten Originale steht seit 2022 bei der ISEG in Neustadt i.Sa., ein weiteres im Depot des Verkehrsmuseums in Dresden. Beide dienten uns als Vorlagen dafür, unser Modell so perfekt wie nur möglich zu machen.

    Um die ISEG bei der Aufarbeitung dieses wunderbaren Stücks Sächsischer Eisenbahngeschichte zu unterstützen, haben wir ihn erneut als Benefizmodell aufgelegt! Nach der grauen Variante erstrahlt ein- und derselbe Wagen nunmehr in der vollständig regelgerechten Verbandsausführung. Hätte sich das Vorbild mehr ans Modell gehalten, würden alle unsere 316er so aussehen! 😉 Dieser Wagen ist nur bei der ISEG erhältlich. Dadurch bleibt so viel Geld wie nur möglich beim Verein hängen.

    Der echte 16856 – auch der war einstmals rot! Links erkennt man noch Reste des Bremserhauses.

    Eine wichtige Grundlage für unser neues Modell bildete die bereits geleistete Recherche zum ungebremsten 316er, bei der wir die gebremste Ausführung natürlich stets mit im Blick hatten. Dafür wurden hunderte Seiten starke Archivbände und zahllose alte Werksfotos gesichtet, Bestandstabellen per Hand ausgezählt und Herstellungs- und Revisionsdaten verglichen. Neben den üblichen Standardwerken und Sekundärquellen haben wir originale Vorschriften und Berichte ausgewertet und uns uns große Mühe gegeben, für jede Variante die möglichst richtigste aller Anschriftenvarianten zu finden. Im Ergebnis wissen wir, dass wir noch viele Varianten dieses Modells umsetzen können!

    Es gibt ein sehr bekanntes Vorbildfoto des sä G3 Nr. 18133 mit Bremserhaus. Dieses findet sich bspw. in Erich Preuß / Reiner Preuß „Sächsische Staatseisenbahnen“, S. 253 sowie in Stefan Carstens „Güterwagen“ Band 1.1, S. 34

    Optisch sehr ähnlich ist der Vorgängertyp der laufenden Nummer 322. Mit 10t Ladegewicht, etwas kleineren Gesamtabmessungen und 4,0m Achsstand (statt 4,50m beim 316) fällt dieser in die Gattung G2, vermittelt jedoch einen guten Eindruck vom Erscheinungsbild sächsischer Güterwagen um 1900. Ein bekanntes Foto dieser Bauart findet sich im Görlitzer Werksarchiv, zu finden unter https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=13210 oder in Nils Mohs umfassender Dokumentation der Sächsischen Staatseisenbahn.

    Unser besonderer Dank gebührt erneut allen Eisenbahnfreunden, welche uns mit ihrem umfangreichen Wissen unterstützt sowie uns den Zugang zu den Originalfahrzeugen ermöglicht haben. Ohne ihre Hilfe wäre dieses Projekt so nicht realisierbar gewesen.

    • Artikelnummer Wagen 18012: Hädl 0113920-21
    • Artikelnummer Wagen 15149: Hädl 0113920-22
    • Artikelnummer Wagen 16856, Benefizmodell für die ISEG: Hädl 0113920-20

    Status: lieferbar