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Leuchtgas-Kesselwagen der K.Bay.Sts.E.B.

    Wir machen mal wieder etwas Besonderes!

    Für die Beleuchtung von Personenwagen wurde über Jahrzehnte hinweg Gas eingesetzt, sogenanntes Fett- oder Ölgas. Dafür trugen fast alle Personenwagen große Gaskessel unter dem Rahmen, welche regelmäßig nachgefüllt werden mussten. Auf großen Zentralbahnhöfen gab es mitunter eigene Gaswerke, welche über zwischengeschaltete Speicher (Gasometer) die dort stationierten Personenwagen, Lokomotiven und insbesondere auch die Leuchtgas-Kesselwagen auffüllten. Denn die große Masse aller Personenwagen war auf den kleineren Betriebsbahnhöfen ihrer Stammstrecken stationiert. und wurde direkt aus Leuchtgas-Kesselwagen wie diesem hier nachgefüllt. Entsprechend pendelten die Leuchtgas-Kesselwagen zum Auffüllen regelmäßig zurück zu den größeren Bahnhöfen.

    Modellumsetzung

    Das Modell entsteht nach einem Vorbild aus dem Nürnberger Verkehrsmuseum von 1903. Das

    Bei der Form mussten wir im Detail ein paar Kompromisse eingehen, um mit Teilen aus dem vorhandenen Wagenbaukasten arbeiten zu können. Farbgebung und Beschriftung können wir jedoch sehr originalgetreu umsetzen. Wir haben lange nach einem geeigneten Vorbild recherchiert, um in sämtlichen Abmessungen so originalgetreu wie möglich zu bleiben. Dieses hier schien uns der bestmögliche Kompromiss zu sein.

    Wer weitere Vorbilder von Gaskesselwagen in Epoche I kennt – idealerweise zweiachsig, mit ca 4,50m Achsstand und 1 bis 4 Kesseln – bitte meldet euch!

    Die Geschichte der Wagenbeleuchtung und Julius Pintsch

    In der wirklichen Frühzeit der Eisenbahn wurden die Wagen entweder gar nicht oder mit Handlaternen beleuchtet. Sehr schnell setzte sich jedoch die Verwendung genormter Öllaternen durch, welche mit Petroleum oder Rüböl betrieben wurden. Dabei musste der kleine Öltank jeder einzelnen Laterne regelmäßig aufgefüllt, der Docht gewartet und die Laterne ständig gereinigt werden. Das resultierende Licht war schwach und sehr gelblich, die Brandgefahr hoch und Ölgeruch und Ruß drangen oft durch die Wagen.

    Die Lösung lieferte der Gas-Magnat Julius Pintsch. Pintsch erfand viele Apparaturen im Zusammenhang mit der Nutzung von Gas zu Brenn- und Beleuchtungszwecken, wurde wohlhabender Fabrikant, de facto Monopolist in sämtlichen Gas-Belangen in ganz Mitteleuropa und weltweiter Lieferant entsprechender Apparaturen. Die Beleuchtung von Eisenbahnwagen war nur eine von vielen Anwendungen für sein System, wenngleich wirtschaftlich höchst bedeutsam. Die Umstellung der Personenwagen von Öl- auf Gasbeleuchtung begann in den 1870er Jahren, setzte sich bis ca 1890 fast flächendeckend durch und blieb bis in die 1920er Jahre der unangefochtene Stand der Technik.

    Erst danach verdrängte allmählich elektrisches Licht die Gasbeleuchtung in Wagen und Haushalten gleichermaßen. In vielen Anwendungen, darunter dem Bahndienst, der Beleuchtung von Signalen, für Campingzwecke etc. wird Gas noch bis heute eingesetzt.

    Ablauf des Füllvorganges

    Das Nachfüllen von Personenwagen aus Leuchtgas-Kesselwagen wie diesem hier ist sehr einfach. Die drei Kessel tragen unter hohem Druck stehendes Fettgas (dieses Exemplar ca. 10 bar), welches über Druckminderer und Schläuche ohne zusätzliche Pumpen in die Kessel der Personenwagen gefüllt wird. Letztere waren stets für einen geringeren Fülldruck ausgelegt als die Transportwagen (typisch 4, max. 6 bar).

    Beim Umfüllen wurde zunächst nur einer der drei Kessel geleert. Fiel dessen Druck unter den Höchstdruck der Personenwagenkessel, so wurde nur die Differenz aus einem zweiten Kessel ergänzt. Erst, wenn auch dieser erschöpft war, nutzte man den Dritten. So konnte ein Großteil des Gases aus den Kesseln genutzt werden – zwei waren fast leer und der dritte bis auf die erwähnten 4 bar erschöpft. Neben der damals noch schwierigen Fertigung großer, druckfester Kessel war diese Restentleerung der Hauptgrund, warum Kesselwagen für unter Druck stehende Gase häufig mehrere Kessel trugen. Für Leuchtgas waren zwei oder drei Kessel besonders typisch, es gab jedoch auch Exemplare mit vier und noch mehr Kesseln.

    Zum Auffüllen wurden die Leuchtgas-Kesselwagen regelmäßig zu zentralen Stationen gebracht, wo in den zentralen Gaswerken genügend Fülldruck zur Verfügung stand.

    Weiterführende Lektüre

    http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Gastransportwagen

    http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Leuchtgas

    http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Oelgas

    http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Gasbeh%C3%A4lter

    http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Gasbeleuchtung+%5B1%5D

    • Artikelnummer TT: 171303-070403-1301

    Status: vorbestellbar